Rhijana LiRanion
  Mein Weg zu ihm - 1
 





1. Kapitel
 

Das erste Mal stieß ich auf Nossi als ich noch ein Kind war. Es war eine eher beiläufige "Begegnung". Ich selbst bin ja in der ehemaligen DDR aufgewachsen, doch auch bei uns gab es Bücher über diese Person :).

Wie alt ich war, kann ich nur noch schwer einschätzen, jedoch ging ich bereits zu Schule, und denke, dass ich ca. 10 Lebensringe zählte. Es war ein Blick in eines der Schaufenster unseres Bücherladens. Damals wusste ich nicht, dass das Gesicht auf dem Cover zu Nostradamus gehörte. Ich glaube, dass ich nicht einmal auf den Titel des Buches geschaut habe, sonst hätte ich mich daran später sicherlich erinnert. Jedoch sah ich mir das Bild auf dem Buchcover an und weiss noch, dass ich immer wieder auf diesen Mann gesehen hatte.

Erst einige Jahre später, inzwischen war aus dem Kind eine Frau geworden, die Grenzen zwischen Ost-und Westdeutschland waren bereits geöffnet, und ich unterwegs, um Bücher einzukaufen. Dies war wohl zeitweilig mein Fetisch: Bücher einkaufen, um sie zu sammeln, in Kartons zu stapeln - erst einmal aufheben, denn wer weiss, wozu man das Zeugs noch gebrauchen kann - doch niemals, um sie alle zu lesen :-).

Aber wahrscheinlich wurde mir dieser Fetisch gleich mit in die Wiege gelegt, denn ich sammelte schon Bücher als ich noch nicht einmal zur Schule ging. Und ich war so neugierig, was diese Buchstaben mir wohl erzählen wollten, dass ich bereits lesen konnte, bevor ich eingeschult worden war. Ich liebte es zu lesen. Und ich liebte auch das vergilbte Papier von Omis alten Kinderbüchern, den Geruch, der einem beim Blättern von altem Papier in die Nase aufsteigt. Meistens las ich jedoch stets quer, überflog viele Seiten, egal was ich so las. Es war, als sammelte ich stets nur das auf, was mir wichtig erschien und ließ das unbeachtet, was für mich unbrauchbar war. Ein wenig erinnert mich dieses Auslesen und Sortieren an Aschenputtel: "Die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen".

Doch zurück: Jahre später war ich in einem Kaufhaus an einem Wühltisch arg beschäftigt. Nein, keine Unterwäsche, sondern jede Menge Bücher, die herabgesetzt waren, lagen quer Beet dort herum. Die mehr pink als rotfarbenen Preisaufkleber "10,- Sonderangebot" frohlockten, vielleicht günstig ein interessantes Buch zu erhaschen.  Es war ein sehr unübliches Format eines Buches, welches ich plötzlich in den Händen hielt. Darauf abgedruckt die dicke Überschrift: "NOSTRADAMUS". Und da war er auf einmal wieder - dieser Mann -, dem ich schon vor gut einem Jahrzehnt in die Augen geschaut hatte. Sah er nun mich an? Das nehme ich mit!, sagte ich mir und kaufte das Buch ohne lange darüber nachzudenken.

Und nun tritt eine kleine Gedächtnislücke ein, denn ich vermag mich nicht zu erinnern, was ich anschließend mit meiner Sonderangebotserrungenschaft angestellt hatte. Ich weiss nur, dass ich dieses Buch mir niemals durchgelesen habe, geschweige denn darin rumgeblättert. Das Sonderangebot landete vermutlich erst einmal in irgend eine Ecke. Und später von dort aus in einen Umzugskarton, denn meine Bücher reisten bei meinem einige Jahre späteren Umzug nach Bayern natürlich mit.

Viele Jahre waren wieder vergangen. Inzwischen hatte sich vieles in meinem Leben verändert. Auch meine Gewohnheiten. Ich kaufte keine Bücher mehr ein, außer hin und wieder ein Buch für meine Tochter oder ihre drei Brüder. Mein Sammlungstrieb schien befriedigt bis in alle Ewigkeit. Ich hatte meine Bücher nicht einmal mehr ausgepackt. Sie schlummerten auf dem Dachboden unter der Kartonpappe im Dunkeln vor sich hin.

Als das nächste Jahrzehnt fast abermals um war, nahm mein Lebensweg erneut eine drastische Wende. Ich lebte zwar noch mit meinem Lebensparner unter einem Dach, doch ich war suchend geworden und Stück für Stück begann ich über mein Leben nachzudenken. Schleichend betrat ich einen Weg, ohne es selbst vorerst zu bemerken, der mich in mein Innerstes führte, oft bewegt und angetrieben von einem unerklärlichen Drang, jemanden zu suchen. Nach einer männlichen Person suchte ich und wusste dennoch nicht wen ich überhaupt suchte. So traf ich auf viele Menschen in dieser Zeit, die mir stets Wegweiser waren, oftmals Begleiter und erlebte für mich damals noch seltsame Zusammenhänge im Geschehen des alltäglichen Lebens, die mir erst einmal nur merkwürdig erschienen. Schon bald beflügelten sie mich und ich war erstaunt wie detailliert im Sein alles zusammenzuhängen schien, dass es beinahe wunderlich war.

Ich veränderte mich, oder wurde ich nur immer mehr Stück für Stück die, die ich eigentlich immer war? Nach sehr langer Zeit begann ich wieder Dinge in meinem Leben zu tun, die mir gut taten. Dinge, die ich früher liebend gerne getan, doch in der Hektik des Lebens nicht nur vernachlässigt hatte, sondern fast vergessen, dass sie einst wichtiger Bestandteil in meinem Leben gewesen waren. Ich begann wieder zu schreiben, borgte mir ein Keybord aus und klimperte darauf herum, begann einfach wieder kreativ tätig zu werden. Zunehmend interessierten mich meine beruflichen Tätigkeiten immer weniger.  Eine unbekannte Sehnsucht machte sich in mir breit, die mich beherrschte, die ich fühlen konnte, ohnegenau definieren zu können, wonach ich mich überhaupt sehnte.

Irgendwann war ich dann so weit, dass ich mich von meinem Lebenspartner trennte. Die Sanduhr des Jahrzehnts war so gut wie um und ich war inzwischen vierundreißig Jahre alt, als ich abermals umzog in mein neu gebautes Haus, dass nie richtig fertig geworden war. Zu dem Zeitpunkt als dieser Umzug erfolgte, waren meine Kräfte und Nerven ziemlich am Boden. Die seltsamen Erlebnisse waren erst einmal in den Hintergund gerückt und ich hatte Mühe die alltäglichen Veränderungen der Dinge auf die Reihe zu bekommen. Alles schien sich auf den Kopf zu stellen in meinem Leben, so, als hätte jemand tatsächlich eine Sanduhr umgedreht und nun rieselten die Körner in eine andere Richtung.

Einige Freunde und ich, wir hatten gerade alle Möbel ins neue Haus geschafft und das Alte frisch gemalert, da fiel mir der Dachboden ein. Seufzend stieg ich auf den Dachboden und hatte wenig Lust diesen auch noch auszuräumen.Ich öffnete einige alte Kartons und zog in Erinnerung ein paar Bücher heraus. Doch ich hatte abgeschlossen mit dem, was war. Kein einziges Buch wollte ich in mein neues Haus mitnehmen. Nur noch Ruhe wollte ich. Und ich sehnte mich endlich nach Schlaf, den ich seit Wochen kaum bekommen hatte. So wurde das Mietshaus an den Besitzer von mir übergeben, ohne auch nur ein winziges Teil vom Dachboden mitgenommen zu haben.

Doch schon bald sollte sich dieser Entschluss ändern. Meine Mutter hatte in den nächsten Tagen mit den Kindern telefoniert und nachgefragt wie wir mit dem Umzug alles hinbekommen haben. Natürlich wurde erwähnt, dass ich mich um den Dachboden einen Dreck geschert habe . Nicht lange sollte es dauern, da rief meine Mutter mich an und fragte, was mit meinen ganzen Büchern wäre?
"Ich brauche die nicht mehr", meinte ich.
Und nun war ich überrascht, denn meine Mutter schrie mich regelrecht an, dass ich doch all die Bücher nicht einfach dort liegen lassen könnte. Ich verstand ihre helle Aufregung nicht. Notgedrungen versprach ich ihr, dass ich mich darum kümmere und die Bücher wenigstens noch holen würde.
So kam es, dass ich mir tatsächlich noch einmal den Schlüssel besorgte und einige Kartons vom Dachboden holte, obgleich ich einen Großteil auch daließ. Ich hatte nicht einmal nachgeschaut, welche Kartons mit welchen Büchern ich mit nahm. Wahllos wanderten die Pappkartons die Dachbodentreppe mit mir hinunter, bis ich einfach auf das Schleppen keine Lust mehr hatte.
Luke zu, Vergangenheit dicht.

(Ende Teil 1)





 
 
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